"JobTicket": Ford macht mobil

Ford stellt die Weichen für die Mobilität der Zukunft neu. Das Unternehmen schickt seine Mitarbeiter jetzt auf die Schiene. 'JobTicket' heißt das Zauberwort, mit dem Ford die vollgestopften Straßen entlasten möchte - und das ausgerechnet als Autobauer.


Ford stellt die Weichen für die Mobilität der Zukunft neu. Das Unternehmen schickt seine Mitarbeiter jetzt auf die Schiene. "JobTicket" heißt das Zauberwort, mit dem Ford die vollgestopften Straßen entlasten möchte - und das ausgerechnet als Autobauer. Doch bei genauer Betrachtung stellt man schnell fest, dass diese pfiffige Idee Schule machen könnte. Schließlich gibt es nicht nur rund um Köln, sondern auch in anderen deutschen Großstädten wie Berlin, München oder Hamburg im Berufsverkehr kilometerlange Staus.

Doch was steckt hinter dieser Maßnahme, die Ford in Kooperation mit der Kölner Verkehrs-Betriebe AG (KVB) und dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) angeschoben hat? Und vor allem: Entsteht dadurch nicht eine echte Konkurrenz-Situation zum Kerngeschäft, dem klassischen Autoverkauf? Nein, sagt der Hersteller. "Denn wir haben uns neben der Entwicklung und Fertigung von Fahrzeugen zum Ziel gesetzt, sinnvolle und intelligente Mobilitätslösungen zu schaffen und auch anzubieten", erläutert Gunnar Herrmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH.

Und so funktioniert die Sache in der Praxis: Zunächst einmal kann jeder Ford-Mitarbeiter das "JobTicket" der Kölner Verkehrs-Betriebe ab November 2017 in Anspruch nehmen. Das heißt: Die Beschäftigten können zu einem Sonderpreis, der nach einem Schlüssel jeweils individuell berechnet wird, Nahverkehrszüge, S-Bahnen oder Busse rund um die Uhr nutzen. Das macht in erster Linie natürlich Sinn, um auf diese Weise zum Arbeitsplatz zu gelangen und später auch wieder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause zu fahren. Schließlich sind die Straßen zur "Rush Hour" besonders voll. Bei rund 18.000 Beschäftigten der Ford-Werke am Standort Köln könnte das durchaus ein bisschen Entlastung bringen.

Der Autobauer betont, dass die ganze Aktion freiwillig sei. Wer also weiterhin mit dem Auto statt mit Bus und Bahn zur Arbeit fährt oder fahren muss, kann dies auch tun - ohne dabei ein schlechtes Gewissen zu haben. Doch die Botschaft ist klar: "Das JobTicket für unsere Mitarbeiter ist ein wichtiger weiterer Baustein unserer Mobilitätsstrategie", sagt Gunnar Herrmann. Eines kann man ganz sicher nicht abstreiten: Dass Ford damit einen Beitrag zur möglichst effizienten Nutzung aller Verkehrsmittel leistet.

Und der Umweltgedanke spielt ebenfalls eine Rolle. "Wir wollen einen konkreten Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität und der Entlastung des Verkehrs in den Städten und Ballungsräumen leisten", sagt Gunnar Herrmann. Der Ford-Chef ist jedenfalls davon überzeugt, dass Mobilitätskonzepte wie Carsharing und Bike-Sharing oder wie jetzt die Einbindung des öffentlichen Personennahverkehrs potenziellen Modellcharakter für Großstädte über Köln hinaus haben könnten.

Die Verkehrs-Betriebe sind von der Ford-Initiative angetan. "Damit ist es uns gelungen, ein weiteres großes Unternehmen für den ÖPNV zu gewinnen", sagt KVB-Vorstandssprecher Jürgen Fenske. Und Martin Hennig, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Ford-Werke GmbH bringt die Bedeutung des "JobTickets" auf den Punkt: "Wichtig ist, dass wir gemeinsam mit der Geschäftsführung das Thema nachhaltige Mobilität auch leben." Das kann man Ford sicher nicht absprechen - zumindest in diesem Fall.

Ralf Loweg / mid

STARTSEITE