Caravan-Salon: Eindeutiger Reisemobil-Trend - Hauptsache kompakt und günstig

Die Probleme der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt kennt man beim Caravan-Salon in Düsseldorf nicht. Europas größte und wichtigste Caravan-Messe wächst und wächst

600 Aussteller, 130 Marken sowie 2100 Reisemobile und Wohnwagen - der Düsseldorfer Caravan-Salon (26. August bis zum 3. September) meldet neue Rekordzahlen und dehnt sich auf nunmehr 13 Hallen aus. Europas bedeutendste Messe für die Caravanbranche boomt ebenso wie unverändert steil ansteigenden Absatzzahlen der Freizeitfahrzeuge. Schwerpunkte sind bei den Reisemobilen einmal mehr die Kastenwagen mit gleich drei neuen Crafter-Ausbauten sowie die Kombination aus kompakt und günstig bei den Einsteigermarken. 
 
Weil der Düsseldorfer Branchengipfel einerseits eine breit gefächerte Neuheiten-Show, andererseits aber auch eine Verkaufsmesse ist, bei der sich potenzielle Kunden das ein oder andere Schnäppchen erhoffen, fahren die Hersteller bei der Produkt-Präsentation in großem Stile auf und decken das ganze Spektrum vom kleinen Camper-Ausbau im Caddy-Format bis zum großen Luxus-Motorhome wie etwa der neuen Vario Landyacht ab. Der 26-Tonner auf Mercedes-Actros-Basis samt SL-Roadster in der Heckgarage nähert sich zu Preisen ab 773.500 Euro bereits der Millionengrenze - und dürfte nicht einmal das teuerste Fahrzeug der Ausstellung sein.
 
Die großen Trends gehen freilich in eine ganz andere Richtung. Generell gewinnen die Themen Konnektivität, Komfort sowie mehr und mehr auch Innen- und Außendesign an Bedeutung. Leichtbau-Maßnahmen sind mit Blick auf die 3,5-Tonnen-Begrenzung unerlässlich. Vor allem aber hält der Run auf kompakte Fahrzeuge wie die mittlerweile zur beliebtesten Gattung aufgestiegenen Kastenwagen unvermindert an und verstärkt sich eher noch der Wunsch nach preisgünstigen Einstiegsmodellen.
 
In den Fokus der Kastenwagen-Neuheiten rückt dabei der mit viel Vorschusslorbeeren bedachte VW Crafter als modernste und innovativste Alternative für das Basis-Fahrzeug. Nach dem schon zu Jahresbeginn gezeigten Schwabenmobil-Ausbau ,,Florida Multitalent" debütieren gleich drei neue Crafter-Reisemobile in Düsseldorf: der Knaus BoxDrive als Serienausgabe der wesentlich farbfreudigeren Saint&Sinner-Studie, die Neuauflage des legendären Sven Hedins von Westfalia und die VW-eigene Studie eines California XXL, mit der das Erfolgskonzept des T6-Campers in die nächsthöhere Fahrzeuggattung transferiert wird und endlich den Einbau eines Waschraums mit Toilette ermöglicht.
 
Die Crafter-Modelle setzen allesamt auf den hohen Varianten-Reichtum des VW-Nutzfahrzeugs mit dem sehr Pkw-nahen Cockpit und ebensolchen Fahreigenschaften.  Zudem bietet kein anderer Hersteller eine solche Vielzahl von Assistenzsystemen an, die vom mitlenkenden Spurhalter über Berganfahrhilfe, Seitenwind- und Stau-Assistenten bis hin zur Rangierhilfe mit Anhänger (,,Trailer Assist") reicht, und nur wenige andere offerieren die Möglichkeit eines rollenden WLAN-Hotspots an Bord. Freilich geht das ins Geld. Und auch wenn Schwabenmobil das Grundmodell seines Crafter-Ausbaus ab rund 60.000 Euro anbietet, dürften Preise jenseits der 75.000 Euro aufwärts für ein gut ausgestattetes Fahrzeug bei der Konkurrenz die Normalität sein.
 
Billig geht anderes. Eher so wie bei den so genannten Einsteigermarken. Ob Weinsberg als Knaus-Ableger, die Eura-Mobil-Tochter Forster oder Sun Living als günstige Adria-Alternative - mit einem hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis machen allesamt gute Geschäfte. Auch die Hymer-Gruppe ist mit der eigenen Tochtermarke Carado und dem Dethleffs-Pendant Sunlight längst mit großem Erfolg in diesem Segment unterwegs und feiert in Düsseldorf die Premieren der Camper-Vans Carado Vlow und Sunlight Cliff. Damit aber noch nicht genug: Als dritte Einsteigermarke schickt der Konzern aus Bad Waldsee zudem die neue Marke Etrusco zu ihrer Deutschland-Premiere an den Start.
 
Etrusco soll deutsche Präzision in der Konstruktionstechnik mit mediterran elegantem Design verbinden und dennoch zu sehr attraktiven Preisen angeboten werden. In Frankreich, Spanien und Italien verkaufen sich die Neulinge unter den Reisemobilen seit einem Jahr bereits recht gut. Zur jetzigen Einführung in Deutschland steht eine Modellpalette von sieben Teilintegrierten und zwei erstmals präsentierten integrierten Produkten bereit. Die Bandbreite bei den teilintegrierten Wohnmobilen reicht vom sechs Meter langen T5900 DB für 40.799 Euro mit Doppelquerbett im Heck bis zum 7,43 Meter langen T7400 QB mit Queensbett für 46.400 Euro. Natürlich gibt es auch Grundrisse mit Einzelbetten im hinteren Abteil. Die beiden ebenfalls 7,43 Meter langen I-Modelle, wie alle anderen auf Fiat-Ducato-Basis, stehen ab 56.000 Euro in der Preisliste.
 
Aber nicht nur bei Etrusco debütieren integrierte Fahrzeuge. Die Königsklasse der Reisemobile ist in der Neuheitenliste stark vertreten. Bei Bürstner geben mit dem Lyseo Time und Ixeo gleich zwei neue I-Modelle ihren Einstand. Eura ergänzt die neue Integra-Generation um die Sieben-Meter-Ausgabe 700 EB, und die ebenfalls zum französischen Trigano-Konzern gehörenden Marken Mobilvetta und Roller-Team lockten bei der K-Yacht Tekno und der erweiterten Zefiro-Baureihe mit italienisch schickem Design. Hymer schließlich bringt mit intensiven Leichtbau-Maßnahmen das Kunststück fertig, einen Exsis-I im 7,5-Meter-Gardemaß unter drei Tonnen Leergewicht auf die Räder zu stellen.
 
In der langsam wieder etwas auflebenden Alkoven-Szene setzt Dethleffs mit gleich neuen ,,Nasenbären" in den Baureihen Trend, Globetrotter XXL und Grand Alpa Akzente, zumindest bei den beiden Letzteren im eher hochpreisigen Segment. Als preiswerter Familien-Alkoven empfiehlt sich dagegen der Forster A734 VB.
 
Generell fällt bei vielen Novitäten bei der Betonung des Innendesigns neuartige Lichtkonzepte mit großzügig eingesetzten LED-Lampen und Ambiente-Beleuchtung auf, was eindeutig in die automotive Richtung weist. Auch in puncto Konnektivität schreitet die Entwicklung voran, wird das Smartphone per App zum fernbedienbaren Kontrollpaneel, über das sich die Füllung Tanks ablesen oder diverse andere Funktionen regeln lassen. In der Smartphone-Einbindung beim Infotainment-Navi sind die Reisemobil-Hersteller allerdings noch längst nicht so weit wie die automobile Konkurrenz.
 
Wie in den beiden Vorjahren dürfte auch bei der 56. Auflage des Caravan-Salons wieder die 200.00er-Marke bei den Besuchern geknackt werden. Auch ein neuer Bestwert würde keinen überraschen, denn der Zulauf hält an. Die Messe Düsseldorf versucht dieser Entwicklung mit der ,,Starter-Welt" gerecht zu werden, die als Entdeckungstour zum Thema Camping und Caravaning bereits zum dritten Mal für Neueinsteiger angeboten. ,,Wir haben festgestellt, dass der Bedarf für eine fachmännische, herstellerunabhängige Beratung bei Neueinsteigern aber auch erfahrenen Caravanern groß ist", sagt Messe-Direktor Stefan Koschke. Dazu werden im Traumtouren-Kino Filme zu besonderen Reisemobil-Destinationen gezeigt, lassen sich Anregungen unter Umständen bei den anwesenden Reiseanbietern gleich in die Tat umsetzen. In ein ,,Zubehör-Paradies" soll die neu hinzu gekommene Halle 7a verwandelt werden.
 
Eine Besonderheit in Düsseldorf ist der messeeigene Reisemobil-Stellplatz auf dem Großparkplatz P1, der für 3500 Reisemobile und Caravans ein Übernachtungsplätzchen bietet (25 Euro pro Nacht mit Strom, 18 Euro ohne Strom).
 
Der Caravan-Salon ist vom 26. August bis 3. September fürs Publikum täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Die Tageskarte kostet online gebucht 14 Euro, sonst 18 Euro. Schüler, Studenten und Azubis zahlen 10 bzw. 14 Euro. Der 25. September ist Fachbesuchertag.
 
 
 

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