Camp Jeep: Mit dem Compass auf Spurensuche

Ein Jeep steht für Freiheit, Abenteuer und nahezu unbegrenzte Möglichkeiten im Gelände. Doch die Produktpalette umfasst vor allem SUV, denen der Ruf vorauseilt, zwar kernig daherzukommen, aber Offroad eine schlechte Figur zu machen. Jüngster Spross der Jeep-Familie ist der Compass - und der zeigt beim jährlichen Fan-Treffen, dass er alles andere als ein Einkaufswagen ist.

Ein Jeep steht für Freiheit, Abenteuer und nahezu unbegrenzte Möglichkeiten im Gelände. Doch die Produktpalette umfasst vor allem SUV, denen der Ruf vorauseilt, zwar kernig daherzukommen, aber Offroad eine schlechte Figur zu machen. Jüngster Spross der Jeep-Familie ist der Compass - und der zeigt beim jährlichen Fan-Treffen, dass er alles andere als ein Einkaufswagen ist. Eine Spurensuche.

Offroadpark Berlin Brandenburg, Zossen, nicht weit entfernt von der Hauptstadt. Auf einem Areal von insgesamt 1,7 Millionen Quadratmetern und etwa 20 Kilometern unbefestigten Pisten können sich Offroad-Freunde austoben - genau der richtige Ort für das Camp Jeep, das Fan-Treffen der Jeep Owners Group, zu dem jedes Jahr hunderte Jeep-Fahrer mit ihren Schätzchen kommen. Am häufigsten sieht man das Kult-Auto der Marke, den Wrangler. In den seltensten Fällen so, wie er vom Band gelaufen ist. Wer ein echter Fan ist, der gibt für Zubehör ein paar Euro aus. Das macht das Auto zu einem Einzelstück, und meistens verbessert es die sowieso schon guten Offroad-Fähigkeiten.

Oder man stellt ein echtes Ungetüm auf die Räder, so wie Patrick Schittko und das Team von ORZ, dem Tuning-Spezialisten in Deutschland für Jeep Wrangler. In Zossen haben sie ihr aktuelles Show-Car dabei, und das macht mächtig Alarm. Zwischen 800 und 900 PS leistet der von 6,4 Liter auf 7,2 Liter erweiterte und mit einem Kompressor ausgerüstete V8. Bei der Frage nach dem Drehmoment schmunzelt Schittko kurz, dann kommt die knappe, aber aussagekräftige Antwort: "Viel!" Was das bedeutet, zeigt das heiße Teil auf der asphaltierten Piste gegen den Grand Cherokee SRT, der mit seinen 344 kW/468 PS und 258 km/h Spitze ebenfalls kein Verkehrshindernis ist. Gegen das Show-Car sieht der Power-Jeep trotzdem alt aus. Beim Beschleunigungsrennen sieht der nur die Rückleuchten des Tuning-Jeeps.

Deutlich entschleunigter geht es auf den Offroad-Parcours zu, auf denen die Jeep-Fans ihr Können und die Leistungsfähigkeiten ihrer Autos abseits befestigter Straßen testen können. Sandflächen mit Verschränkungs-Passagen, steile Rampen, Wasserlöcher - das Gelände in Zossen bietet alles, was Geländewagen-Freunde mögen. Doch ist auch ein SUV von der Stange diesen Anforderungen gewachsen? Ja, das ist er. Der Jeep Compass schlägt sich ausgezeichnet, das wird vor allem deutlich, wenn man dieselbe Strecke mit dem Jeep Wrangler gefahren ist. Dem Gelände-Spezialisten geht alles natürlich viel einfacher von der Hand, dafür sorgen neben dem zuschaltbaren Allradantrieb vor allem knapp 26 Zentimeter Bodenfreiheit und - wenn es doch mal knapp werden sollte - der Unterfahrschutz. Mit dem Wrangler lassen sich die fürs Camp Jeep freigegebenen Strecken problemlos bewältigen, der Altmeister zeigt, was er kann. Das lässt die Leistung des Compass noch beeindruckender erscheinen, denn der Neue ist schließlich nicht mit dem Focus auf Offroad-Fahrten entwickelt worden. Aber: Wo Jeep drauf steht, muss auch Jeep drinstecken, auch wenn FCA bei der Kult-Marke das Sagen hat. Das bedeutet, dass ein Jeep auch im Gelände vorwärts kommen muss. Dass wollen die Fans, selbst wenn sie diese Fähigkeit des Autos selten oder nie nutzen. Zu wissen, dass er es kann, ist wichtig. Und der Compass kann es.

Als Top-Version Trailhawk bietet er 21,6 Zentimeter Bodenfreiheit, erreicht 30 Grad Böschungswinkel vorn, 24,4 Grad Rampenwinkel und 33,6 Grad Böschungswinkel hinten. Mit seinen vollautomatischen 4x4 Systemen Jeep Active Drive und Jeep Active Drive Low, letzteres mit einer Kriechuntersetzung, können 100 Prozent des verfügbaren Drehmoments an ein einziges Rad geleitet werden, um so bestmöglichen Vortrieb zu garantieren. Mit dem Jeep Selec-Terrain System mit bis zu fünf Fahr-Modi (Auto, Snow, Sand und Mud, plus Rock beim Modell Trailhawk) kann die beste 4x4-Leistung auf jeder Art von Untergrund und bei jedem Wetter erreicht werden. Doch selbst in der Auto-Einstellung ist der Compass Trailhawk schon den meisten Anforderungen gewachsen. Er wühlt sich problemlos durch den tiefen Sand in Zossen, meistert das Wasserbecken, kriecht die steile Rampe hinauf und die Schotterpiste nebenan wieder hinunter - alles fast wie auf Schienen. Der Fahrer muss sich zwischendurch nur für einen der Fahrmodi oder eben die Geländeuntersetzung entscheiden und am besten das Automatikgetriebe per Hand hoch- und runterschalten, um immer den optimalen Drehzahlbereich zu nutzen. Mit geringem Aufwand bietet der Compass Trailhawk jede Menge Spaß - und für Kunden, die diese Möglichkeiten privat oder beruflich nutzen müssen, ganz viel Offroad-Alltagstauglichkeit.

Unter der zweifarbigen Haube - in diesem Fall matt-schwarz und oliv-grün - des Compass Trailhawk steckt serienmäßig der stärkste Diesel der Baureihe: Der 2.0 MultiJet II leistet 125 kW/170 PS, geschaltet wird über eine Neungang-Automatik. Dank der bereits erwähnten Fahrmodi und der Geländeuntersetzung scheint der Neue im Gelände wenig unüberwindbare Hindernisse zu finden. Selbst auf steilen Rampen geht dem Compass Trailhawk nicht die Puste aus. Lediglich bei dem Verschränkungs-Parcours kommt der SUV schneller an seine Grenzen als der Geländewagen Wrangler - solche Extrem-Bedingungen werden allerdings die wenigsten Fahrer kennenlernen, zumal sie im Autofahrer-Alltag so nie vorkommen. Und wer in wirklich schwierigem Gelände unterwegs sein will, der lässt vermutlich den Compass stehen und steigt auf seinen Wrangler um.

Mirko Stepan /mid

Jeep Compass 2.0 MultiJet Trailhawk

Fünftüriges SUV der unteren Mittelklasse, Länge/Breite/Höhe in Metern: 4,39/1,82/1,63, Leergewicht: 1.706 kg, Zuladung: n.n., Tankinhalt: 60 l, Kofferraumvolumen: 438 (ohne Ersatzrad mit Pannenkit) - 1.251 Liter.
Antrieb: Vierzylinder-Turbodiesel mit Direkteinspritzung, Hubraum 1.956 cm3, Leistung: 125 kW/170 PS bei 4.000/min, max. Drehmoment: 350 Nm bei 1.750/min, 0-100 km/h: 10,1 s, Höchstgeschwindigkeit: 196 km/h, 9-Gang-Automatikgetriebe, Allradantrieb, Durchschnittsverbrauch: 5,7 l Diesel/100km, CO2-Ausstoß: 150 g/km, Preis: ab 35.700 Euro.

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