Einsteiger-Baureihe von Knaus - Neues Reisemobil auf Crafter-Basis

Bei Knaus-Tabbert ist viel in Bewegung. Dabei war das vielleicht interessanteste Highlight bei der aktuellen Neuheitenvorstellung noch gar nicht zu sehen.

Eine gute und eine schlechte Nachricht für alle Knaus- oder VW-Fans, die von der zu Jahresbeginn auf der CMT in Stuttgart gezeigten Saint-and-Sinner-Studie eines kompakten Reisemobils auf Crafter-Basis begeistert waren. Die schlechte zuerst: Der in der auffälligen Rot-Weiss-Zweifarblackierung gezeigte Kastenwagen-Ausbau wird nicht in Serie gebaut. Aber der ungewöhnlich gestylte Saint-and-Sinner mit dem farbenfrohen und kontrastreichen Interieur - Himmel und Hölle eben - wird ausschließlich in Kombination mit dem Fiat Ducato angeboten. Was den Erfolg offensichtlich nicht schmälert, denn die komplette Jahresproduktion sei bereits ausverkauft, erklärt Knaus-Geschäftsführer Gerd Adamietzki.

Jetzt die gute Nachricht: Knaus hat dennoch einen Deal mit der Nutzfahrzeug-Sparte von Volkswagen abgeschlossen, was dem Vernehmen nach nicht ganz einfach gewesen sein soll, und wird auf dem Düsseldorfer Caravan-Salon (25. August bis 4. September) mit der Premiere des Boxdrive einen serienfertigen Kastenwagen auf Basis des noch taufrischen VW Crafter präsentieren. Pardon, keinen Kastenwagen, sondern ein CUV, ein Caravaning Utility Vehicle. Die Jandelsbrunner unternehmen einen ernsthaften Versuch, den in der Tat etwas unglücklichen, rustikal und mehr nach Handwerk klingenden Gattungsbegriff Kastenwagen abzuschaffen und zu ersetzen. Dabei haben sie sich in Anlehnung an die boomenden SUV wohl von den automobilen Kollegen inspirieren lassen. CUV hört sich zwar ein bisschen gequält an, ist aber immerhin mal ein Denkanstoß.

Ob der Begriff sich durchsetzen wird, bleibt abzuwarten, der Knaus Boxdrive wird es ganz sicher. ,,Die Reaktion auf unsere Crafter-Studie in Stuttgart war überwältigend", erklärt Produktmanager Hans Hanusch. ,,Besonders bisherige VW-T6-Besitzer zeigten großes Interesse. Der Boxdrive hat immer noch kompakte Abmessungen, ist aber voll möbliert inklusive Nasszelle."

Der im neuen polnischen Werk Wrzesnia gebaute Crafter stellt aktuell zweifellos das innovativste Fahrzeug am Markt dar. Dank seiner erstmals in dieser Nutzfahrzeug-Klasse eingesetzten elektromechanischen Lenkung bietet er eine Vielzahl von Assistenzsystemen, die zum Teil von keinem anderen Wettbewerber angeboten werden. Sicherheitsrelevante, wie der adaptive Tempomat mit automatischer Distanzregelung und Stopp-and-Go-Funktion, der Ausparkassistent, der querenden Verkehr erkennt, oder der mitlenkende Spurhalter. Komfortbetonte, wie die automatische Einparkhilfe oder der Trailer-Assist, der einen Anhänger passgenau rückwärts in die Parklücke zirkelt.

,,Auch das Pkw-ähnliche Cockpit und der Fahrkomfort werden den Boxdrive in sei-nem Segment zu einem einzigartigen Fahrzeug machen", ist Hans Hanusch über-zeugt. Auch das Direktschaltgetriebe (DSG) könnte zu einem schlagkräftigen Argu-ment für die VW-Variante werden. Gegen diese Art der automatischen Gangwahl sieht eine Ducato-Automatik doch ziemlich alt aus.  

Knaus verspricht zudem ein dynamisches Fahrwerk und wird angeblich auch alle Antriebsarten (Front, Heck, Allrad) anbieten. Gerade die verhältnismäßig preisgünstige 4Motion-Alternative mache das Projekt im Hinblick auf das U (Utility - Mehrfachnutzen) in CUV und die bestmögliche Traktion abseits asphaltierter Pfade interessant. Andererseits verspricht der Heckantrieb mit 3,5 Tonnen die höchste Anhängelast. Kostengründe sprechen freilich für den Frontantrieb - doch ob das bei der zu erwartenden Preisklasse ab 75.000 Euro aufwärts eine entscheidende Rolle spielt?

Man darf auf jeden Fall auf die Enthüllung in Düsseldorf gespannt sein. Denn mehr als ein Foto und ein Grundriss mit quer eingebautem Doppelbett und versprochenem 90-Liter-Kühlschrank gab es bei der Neuheiten-Präsentation für die Saison 2018 in Bad Griesheim bisher noch nicht zu sehen. Unter einem Mangel an neuen Objekten hatte die Veranstaltung dennoch nicht zu leiden. Denn bei der Knaus-Tabbert-Group allgemein, zu der noch die Ableger Weinsberg und T@B gehören, sowie bei der Einzelmarke Knaus ist derzeit viel in Bewegung.

Knaus führt eine neue Einsteiger-Baureihe ein, um bei Neukunden im eher preissensiblen Segment zu punkten. Die Live-Familie besteht aus dem teilintegrierten Knaus Live TI, der in den drei Grundrissen 590 MF, 650 MEG und 700 MEG zu Preisen ab 49.900 Euro angeboten wird. Den Life Wave ab 53.990 Euro gibt es nur in den beiden längeren Varianten. Er hat immer ein zusätzliches vorderes Hubbett an Bord und ist somit für bis zu vier Personen geeignet. Der Life Traveller Alkoven als dritte Spielart der neuen Baureihe ist besonders fürs Vermietgeschäft interessant, hat immer Sonnenmarkise, Fahrradträger und CD-Radio an Bord, beginnt preislich beim 550 DE für recht günstige 49.900 Euro und gewinnt zudem an Bedeutung, weil er nun als einziges Alkoven-Fahrzeug im Knaus-Portfolio vermerkt ist. Der bisherige Knaus Traveller wurde nämlich ersatzlos gestrichen.

Ermutigt von dem Erfolg des Weinsberg-Sondermodells  Cara-Compact Pepper, das sich in der laufenden Saison zum meistverkauften Reisemobil-Van in Deutschland gemausert hat, setzen die Jandelsbrunner auch für die Kernmarke Knaus vermehrt auf Editions-Modelle. So gibt es den Kastenwagen Boxstar (ab 45.390 Euro) ebenso wie den Sun TI (ab 64.240 Euro) als hochwertig ausgestattete Platinum-Selection, bei der Kunden einige Tausender sparen können. Und auch die teilintegrierte Sky-Wave-Baureihe, die sich in neuem Gewand präsentiert, mit dem 650 MEG einen neuen Grundriss für bis zu fünf Personen offeriert und im 700 MEG erstmals das patentierte Raumbad an Bord hat, ist zu Preisen ab 59.590 Euro um bis zu 3.600 Euro günstiger geworden.

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