Tradition oder Subvention? Borgward kehrt nach Bremen zurück

'Wir schreiben die Geschichte von Borgward weiter.' Ulrich Walker, Vorstandsvorsitzender der Borgward Group AG, ist sichtlich bewegt. Er will, dass die traditionsreiche Automarke nach ihrer Wiederbelebung vor zwei Jahren wieder in ihre angestammte Heimat Bremen zurückkehrt.


"Wir schreiben die Geschichte von Borgward weiter." Ulrich Walker, Vorstandsvorsitzender der Borgward Group AG, ist sichtlich bewegt. Er will, dass die traditionsreiche Automarke nach ihrer Wiederbelebung vor zwei Jahren wieder in ihre angestammte Heimat Bremen zurückkehrt. Bis in die Wirtschaftswunderzeit produzierte Borgward an diesem Standort Automobile, die viele durchaus als mit Mercedes-Benz ebenbürtig sahen. Zusammen mit den Marken Lloyd und Goliath entstanden rund 1,2 Millionen Fahrzeuge. Anfang 2017 soll mit dem Bau der neuen Fertigungsstätte begonnen werden, nur ein Jahr darauf schon soll die Produktion starten.

Für den Standort sprechen viele Gründe. Die logistische Anbindung zum Überseehafen ist einer davon. Die gute Verfügbarkeit von Fachkräften und die Präsenz der Zulieferer - beides der Anwesenheit von Mercedes-Benz und der in Bremen gebauten C-Klasse geschuldet - sind ebenfalls wichtige Argumente für die Entscheidung. Eine genaue Angabe des zukünftigen Standortes macht Borgward noch nicht, in den nächsten Wochen werde der festgelegt. Hierfür dürfte auch die finanzielle Unterstützung ausschlaggebend sein. Dem Stadtstaat ist der Autobauer mehr als willkommen, denn die Arbeitslosenrate ist hoch. Bei rund 9 Prozent liegt sie in der Stadt Bremen, sogar bei 14 Prozent in Bremerhaven.

Entstehen sollen in der Anfangsphase allerdings nur 50 und 100 Arbeitsplätze. Denn zumindest vorerst bleibt es bei einem Montagewerk, in dem die Arbeitenden angelieferte Bauteile zu ganzen Automobilen zusammenschrauben. Die Jahreskapazität von nur maximal 10.000 Fahrzeugen zeigt, dass es hauptsächlich um Subventionen und weniger um Traditionen geht. Denn mit dieser Jahresproduktion kann kein Hersteller von Mittelklasseautos überleben. Zum Vergleich: Die Luxusmarken Bentley und Rolls Royce kamen im vergangenen Jahr auf rund 10.000 und 5.000 Fahrzeuge. Bei Stückpreisen, die jene von Borgward um ein Vielfaches übersteigen.

Wie auch immer, man sei flexibel und könne sehr schnell auf die Nachfrage reagieren. Das gelte auch für das Hauptwerk der Marke in der chinesischen Stadt Miyun in der Nähe von Peking. Dort wird wohl auch das größere Volumen der Borgward-Autos produziert werden. Immerhin lägen bereits 15.000 Bestellungen für das erste Modell, das 4,70 Meter lange SUV BX7 vor. Dieses Fahrzeug soll ebenso wie der kleinere BX5 dann auch in Bremen montiert werden, zum Produktionsstart kündigt Ulrich Walker eine rein elektrisch angetriebene Modellvariante an.

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