Urlaub 2016: Reisemobile immer beliebter

Der Zuwachs ist beeindruckend. Nach einem ausgesprochen guten Jahr 2015 haben Freizeitfahrzeuge, also Caravans und Reisemobile, auch in den beiden ersten Monaten 2016 einen wahrhaft fulminanten Start hingelegt. Besonders die selbstfahrenden Urlaubsdomizile konnten punkten.

Der Zuwachs ist beeindruckend. Nach einem ausgesprochen guten Jahr 2015 haben Freizeitfahrzeuge, also Caravans und Reisemobile, auch in den beiden ersten Monaten 2016 einen wahrhaft fulminanten Start hingelegt. Besonders die selbstfahrenden Urlaubsdomizile konnten punkten. Die Monate Januar und Februar zusammengenommen, ist ihr Zulassungsergebnis im aktuellen Jahr um schier unglaubliche 45,1 Prozent gestiegen. Dies meldet der Branchenzusammenschluss Caravan Industrie Verband (CIVD). Dabei baut diese Zahl auf einem ohnehin schon hohen Niveau auf. 2015 entschieden sich in unserem Land rund 28.000 Kunden für den Kauf eines neuen Reisemobils und ließen sich dieses im Durchschnitt beinahe 80.000 Euro kosten.

Woher rührt die veränderte Reiselust der Deutschen? Aus Sparsamkeit macht sich kein Urlauber auf eigener Achse und mit eigenem Bett auf, um die erreichbaren europäischen Reiseziele zu erkunden. Die Anschaffung des Mobils, Treibstoff, Straßenmaut und Versorgung sind genau genommen weitaus teurer als so manche Pauschalreise. Wie also erklärt sich die neue Liebe zur launigen Feriengestaltung?

Ein wesentlicher Grund dafür ist die steigende Sorge der Urlauber, an bislang sicheren Reisezielen eben nicht mehr sicher zu sein. Dies haben die Marktbeobachter auf der CMT, der ersten Urlaubsmesse des Jahres, schon im Januar in Stuttgart statuiert. Ob Türkei oder Tunesien, die Angst vor terroristischen Anschlägen ist dramatisch gestiegen. In Ägypten etwa ist die Zahl der Touristen seit den Unruhen und Anschlägen im Land von 14 Millionen vor dem Arabischen Frühling auf aktuell 9 Millionen gesunken. Selbst Griechenland und viele der Balkan-Destinationen haben verloren. Viele fürchten, das Flüchtlingsleid könne vor Ort den Erholungswert des eigenen Urlaubs schmälern.

Nun also entscheiden sich immer mehr Menschen für ein Ferienmobil, und gewinnen damit deutlich mehr Flexibilität als sie bei einer gebuchten Urlaubsreise möglich ist. "Wir fahren weniger nach dem Straßenatlas als nach der Wetterkarte", sagt Rüdiger Wernecke, der schon seit einigen Jahren Besitzer eines Reisemobils ist. "Da wo es schön ist bleiben wir, solange es uns gefällt. Und dann geht es eben weiter", erklärt der 52 Jahre alte Mainzer. Städte meidet er in der Hauptsaison ("zu voll") und dass auf einem seiner Lieblings-Campingplätze an der Ardeche im französischen Zentralmassiv plötzlich Dschihadisten auftauchen, das kann er sich "überhaupt nicht vorstellen". "Für Kinder ist das die beste Urlaubsform", findet Klaus Mittas, Familienvater aus Kassel. "Rings um den Wagen ist auf dem Campingplatz Auslaufzone und kein Verkehr, ideal für uns".

Die Welt der Camper ist also weitgehend friedlich und ungestört. Sofern sie abseits der touristischen Zentren gelegen ist. Denn die Feriendörfer des Massentourismus an den spanischen Küsten gleichen eher mancher Party-Hochburg auf Mallorca als einer beschaulich ruhigen Erholungsinsel. Und wo die Stimmung aufbrandet, die Bademoden knapp sitzen und Ausgelassenheit die Regel ist, sieht der islamistische Fanatiker wohl eher einen strafwürdiges Ziel als im Naturparkcamp im Bayrischen Wald.

Eine ganz andere Urlaubsgestaltung gönnt sich Reisemobilbesitzer Arndt Schwancke aus Hanau. "Ich fahre lieber oft als lange in den Urlaub. Unser Auto ist immer gepackt und voll einsatzfähig, da geht es mal an einem Wochenende spontan ins Elsass, an die Mosel oder ins Bierfränkische nach Bamberg. Für den kleinen Reisehunger zwischendurch", fügt er an. Weit mehr als 1.000 Stellplätze in Deutschland (Tendenz rapide zunehmend), die zwar weniger Komfort als reguläre Campingplätze bieten, aber auf denen entweder gratis oder nur gegen eine kleine Gebühr übernachtet werden darf, sind meist lohnende Ziele. All diese Begründungen der Aktivisten für einen Urlaub im Reisemobil werden immer wieder oft und gerne weitergegeben. Auch diese Mundpropaganda dürfte einen erheblichen Anteil an den für die Branche so erfreulichen Absatz-Steigerungen haben.

Für den Kunden ist das auskömmliche Wohlergehen der Branche keinesfalls von Nachteil. Die Hersteller und Zulieferer investieren wieder kräftig, technische Innovationen vor allem im Leichtbau zeichnen sich bereits ab. Die Modellvielfalt ist beeindruckend, wer heute kein Reisemobil findet, das zum persönlichen Budget und den eigenen Komfortansprüchen gleichermaßen passt, der wird wohl niemals fündig werden und sollte sich über den Pauschalurlaub im All-Inclusive-Hotel informieren.

Michael Kirchberger

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