Omnibusse im Stresstest

Neue saubere Omnibusse braucht das Land.

Neue saubere Omnibusse braucht das Land. Jetzt, mit der Einführung neuer strengerer Euro-6-Abgaslimits bekommen die europäischen Stadtomnibusse neue Antriebseinheiten. Der Marktführer Mercedes geht noch weiter und bringt ein neues Modell ins Spiel. Wer nun der Beste unter den Busanbietern ist, hat in München ein großer Vergleichstest geklärt.

Großer Andrang herrschte am Betriebshof West der Münchner Verkehrsbetriebe (MVG): Zahlreiche Fahrer, auch Mechaniker der städtischen Verkehrsbetriebe scharten sich um die neuen Omnibusse von MAN, Mercedes-Benz, Scania, Solaris und VDL Bus & Coach - die für mehr als 90 Prozent des aktuellen Omnibusmarktes stehen. Die Organisatoren des Tests, ein Team aus ÖPNV-Praktikern und Fachjournalisten, hatten sich in diesem Jahr auf die neuesten Niederflurbusse im gängigen 12-Meter-Format festgelegt. Diese stellen im öffentlichen Nahverkehr nach wie vor das Gros an Fahrzeugen. Rund 221 kW/300 PS sollten sie haben und einheitlich 4 500 Kilogramm Ballast galten als Pflicht - schließlich sollten die Stadtbusse praxisgerecht und vergleichbar sein.

Schauplatzwechsel: Was macht ein Omnibus mit polnischen Kennzeichen an der Haltestelle einer oberbayerischen Stadt? So mancher Passant hat interessiert hinterhergeblickt. Nur das große Logo an der Front - ,,IBC International Bus and Coach Competition" - und die Labels der Sponsoren gaben Aufschluss darüber, dass hier Omnibusse getestet wurden. Der Testalltag selbst machte auch vor schlechtem Wetter nicht Halt. Der Tag ging schon fast zur Neige, als ein heftiger Schneeschauer über den Betriebshof West der Münchner Verkehrsbetriebe (MVG) fegte. Was aber die rege Betriebsamkeit der Tester nicht störte: Vor Ort liefen die Motoren von fünf Omnibussen im Leerlauf, aber nicht ohne Grund. Der Kraftstoffverbrauch der Busse sollte ermittelt werden - schließlich weiß jeder aus der Praxis, dass Omnibusmotoren im Linieneinsatz etwa zu 40 Prozent im Leerlauf arbeiten.

Und Motor ist nicht gleich Motor, die MVG und das Testteam wollten es wissen. Ein normiertes Verfahren, wie man es auch in der Fahrzeugindustrie kennt, sollte verlässliche Ergebnisse bringen - für alle Teilnehmer streng identisch, um die Ergebnisse vergleichbar zu machen. Diese ermittelten Ergebnisse flossen in die Bewertung mit ein. In einem Schwerpunkt des Tests wurde die Effizienz der Fahrzeuge überprüft. Eine Vielzahl an Fahrten auf praxisgerechten Strecken steht für verwertbare Ergebnisse. So fuhr jeder Fahrer jeden Bus, immer wurden der Kraftstoffverbrauch und die Fahrzeit mit genauen Messgeräten akribisch festgehalten. Erst am Ende mit der Kontrolltankung, die das Ergebnis verifiziert, steht das Ergebnis fest. Und damit nicht genug: Omnibusse, im pausenlosen Einsatz, brauchen Öl und regelmäßige Wartung. Deshalb war für jeden Testbus ein gründlicher Werkstattcheck verpflichtend.

Mit dem Wissen über die Fahreigenschaften, das Bremsverhalten und die Geräusche der Omnibusse galt es, alle Fakten zu bewerten. Wer ist der Stärkste, der Sparsamste, der Sicherste, wer ist einfach der Beste? Der Citaro von Mercedes-Benz, das jüngste Produkt am Markt und vorab schon als Favorit gehandelt, machte das Rennen. Er ist der Sparsamste bei Kraftstoff und Betriebsstoffen. Sein neuer hubraumkleinerer Motor ist jetzt leiser und kräftig genug. Mit vorbildlicher aktiver und passiver Sicherheit, unter anderem mit ESP und Frontaufprallschutz für den Fahrer, distanziert der Mercedes das restliche Teilnehmerfeld. Geht es um den Preis, die Konditionen und die Wartung, muss er sich dem polnischen Solaris geschlagen geben, der mit den besten wirtschaftlichen Daten aufwartet.

Der einzige Niederflurbus, der auf schlechten Straßen nicht klappert, kam vom niederländischen Hersteller VDL. Das Fahrzeug, das bereits in westdeutschen Städten verkehrt, überzeugte mit hoher Komfortnote. Und blieb als einziger des Teilnehmerfeldes in allen Disziplinen mit dem Citaro auf Schlagdistanz. Der Scania-Niederflurbus Citywide, der zur Überraschung aller mit kleinem 7-Liter-Motor antrat, konnte sich in keiner Wertung entscheidend in Szene setzen - ihm blieb zuletzt die rote Laterne. Enttäuscht hat auch der MAN, der zwar mit kräftigem und sparsamem Motor antrat, aber sonst seinem hohen Produktalter Tribut zollen musste. Er wird im Finale noch vom Wettbewerber Solaris abgefangen, der ihm mit besseren Konditionen noch den dritten Rang abjagt.

Wolfgang Tschakert

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